Richard Feynman war ein bedeutender amerikanischer Physiker im 20. Jahrhundert. Er lebte von 1918 bis 1988. Bekannt wurde er für seine Beiträge zur Quantenphysik, insbesondere zur Quantenfeldtheorie und zur Entwicklung der Quantenchromodynamik. Im Jahr 1965 erhielt er, gemeinsam mit Julian Schwinger und Sin-Itiro Tomonaga, den Nobelpreis für Physik für die Arbeit an der Quantenelektrodynamik.
Während des zweiten Weltkriegs arbeitete er als Teil des Manhattan-Projekts an der Entwicklung der Atombombe. Eines seiner bekanntesten Werke sind die sogenannten Feynman-Diagramme, die bis heute ein zentrales Werkzeug in der theoretischen Physik sind.
Feynman war ebenfalls bekannt für seine charismatische Persönlichkeit, seine Neugier und seine Kreativität. Er hatte eine Leidenschaft für das Leben, wie zum Beispiel das Erlernen und Spielen von Bongos oder das Lösen faszinierender Rätsel. Und genau diese Neugier und Kreativität ermöglichten ihm seine herausragenden Arbeiten in der Quantenphysik, indem er seine verschiedenen Interessengebiete miteinander verband.
Die Methode der 12 Lieblingsprobleme
Aber wie genau schaffte er es, Verbindungen innerhalb seiner Interessen herzustellen? Im Buch „Nutzen Sie ihr zweites Gehirn“ bezieht sich der Autor Tiago Forte auf ein Interview aus Gian-Carlo Rota, Indiscrete Thoughts, in dem Richard Feynman seine Strategie erläutert:
Man muss in Gedanken ein Dutzend seiner Lieblingsprobleme ständig präsent halten, auch wenn sie sich ab und zu im Schlummerzustand befinden. Jedes Mal, wenn man von einem neuen Trick oder einem neuen Ergebnis erfährt, gleicht man es mit seinen zwölf Problemen ab, um zu schauen, ob es zu einer Lösung beiträgt. Gelegentlich hat man einen Treffer, und dann sagen die Leute: „Wie hat er das bloß gemacht? Er muss ein Genie sein!“
In der heutigen Zeit bezeichnet man diese Strategie als „Die 12 Lieblingsprobleme“. Sie sollen einem dabei helfen, den eigenen Fokus für seine Interessen zu schärfen, sie sollen das kontinuierliche Lernen fördern und - vor allem - sollen sie helfen, Verbindungen zwischen den eigenen Interessen zu erkennen und zu fördern. Weiter unten werde ich noch Beispiele aus meinen eigenen 12 Lieblingsproblemen nennen.
Warum solltest du Lieblingsprobleme definieren?
Durch das Definieren von Lieblingsproblemen schaffst du eine langfristige Orientierung in deinen persönlichen und beruflichen Zielen. Du kannst deine Aufmerksamkeit und Energie auf die Fragestellungen richten, die dich deinen langfristigen Ziele näher bringen. Betrachte die Fragestellungen als eine Art „Kompass“. Immer, wenn du den Fokus deiner Ziele aus den Augen verlierst, findest du den richtigen Weg mit deiner Liste von Lieblingsproblemen wieder.
Somit hast du auch immer ein Instrument an der Hand, womit du dich aus Ablenkungen oder kurzfristigen Aufgaben heraus navigieren kannst.
So entwickelst du deine eigenen Lieblingsprobleme
Als ich meine 12 Lieblingsprobleme definiert habe, habe ich mich an den folgenden Schritten orientiert:
- Alltägliche Probleme: Jeden Tag stoßen wir auf kleine Probleme, sei es auf der Arbeit oder im Privaten Umfeld. Konzentriere dich auf diese „Problemchen“ - sie warten nur darauf, gelöst zu werden.
- Interessen herausfinden: Was sind Themen, die dich immer wieder faszinieren? Interessiert dich zum Beispiel für Amerikanische Geschichte? Oder für antike Philosophie? Holzarbeiten und Schnitzereien? Diese Interessen bilden deine „Kategorien“ und du kannst hierzu konkrete Fragen ableiten. Meistens hat man 4 bis 5 Themengebiete.
- Spezifische Fragen ableiten: Im letzten Schritt leitest du spezifische Fragen zu den Themengebieten ab. Wähle Fragen, die nicht kurzfristig beantwortet werden können. Hier wirst du schon feststellen, dass sich Themengebiete durchaus überschneiden können.
Wichtig ist, dass deine „Probleme“ natürlich auch mit deinen persönlichen Werten und Ziele übereinstimmen. Nur so bleiben dir die Lieblingsprobleme im Gedächtnis und du kannst regelmäßig daran arbeiten.
Nutze am besten eine Mindmap oder Post-it-Zettel, wenn du deine Themen und deine Fragen ausarbeitest. Du kannst zum Beispiel jede Frage auf ein extra Post-it schreiben. Auf diese Art kannst du deine Fragen optisch auf dem Tisch oder einem Whiteboard hin und her verschieben und neu anordnen. Es bietet dir - besonders in der Entwicklung - mehr kreativen Spielraum, als eine stumpfe Liste oder Tabelle. Du kannst auch digitale Tools nutzen, wie ich dir im folgenden Abschnitt anhand meiner 12 Lieblingsprobleme zeigen werde.
Inspiration für dich - Ein Auszug aus meinen 12 Lieblingsproblemen
Für meine 12 Lieblingsprobleme habe ich ein digitales Tool genutzt. Genauer gesagt habe ich die Apple-App „Freeform“ verwendet. Hier kann ich auf einem digitalen Whiteboard Post-It-Zettel nutzen. Wenn du kein Apple-Nutzer bist, kannst du bspw. auch Figma oder Whimsical kostenlos nutzen.
Meine Fragen habe ich den für mich wichtigsten Kategorien zugeordnet.
Zu diesen Kategorien (oder Themengebiete) zählen:
- Gesundheit
- Minimalismus
- Wissensmanagement
- Gesellschaft und Soziales
- Finanzen
- Fotografie
Nicht zu jeder Kategorie habe ich aktuell Lieblingsprobleme definiert. Da ich meine Liste ständig überprüfe, verändern sich meine Lieblingsprobleme ständig. Mal fällt eine Kategorie und Fragen dazu raus, mal kommt etwas neues hinzu.
Wie du vielleicht erkennst, nutze ich teilweise auch unterschiedlich Farben. Hiermit kannst du bspw. die Relevanz einer Frage hervorheben.
Pro Tipp: Nutze zusätzlich aussagekräftige Bilder für deine Fragen. Sie bilden eine weitere optische Hilfe.
Deine Lieblingsprobleme im Alltag nutzen
Wie Richard Feynman in seinem Interview bereits erwähnt hat, sollte man seine 12 Lieblingsprobleme ständig präsent halten. Meiner Meinung nach muss man sie nicht zwangsläufig im Gedächtnis behalten. Wenn du digitale Apps nutzt, wie zum Beispiel Freeform, hast du deine 12 Lieblingsprobleme immer auf dem Smartphone oder Tablet parat.
Deine 12 Lieblingsprobleme geben dir Orientierung, was du konsumieren solltest. Wenn ich zum Beispiel in einem Buchladen gehe, bin ich oft von der Vielzahl an Büchern erschlagen, so dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll zu gucken. Meine Liste hilft mir, indem ich mir eine Fragestellung ins Gedächtnis rufe. Somit kann ich gezielt nach Literatur Ausschau halten, die mich bei der Beantwortung der Frage weiterbringen kann.
Die 12 Lieblingsprobleme helfen dir auch, wenn du mit einem Problem nicht weiter kommst. Manchmal haben wir uns mit einer Fragestellung festgefahren, so dass wir mit unserer Arbeit einfach nicht voran kommen. Da du aber mehrere Probleme oder Fragen auf deiner Liste hast, kann du einfach an einer anderen weiterarbeiten. So bekommt man etwas Abstand von seiner festgefahrenen Arbeit und betrachtet diese vielleicht aus einem neuen Blickwinkel. Nicht selten finden wir bei der Arbeit an einer anderen Frage, einen Lösungsweg für das ursprüngliche Problem. So entstehen die Verbindungen innerhalb der 12 Lieblingsprobleme.
Genau diese Herangehensweise fördert auch unsere Kreativität. Wir können versuchen, Lösungen für das eine Problem auf ein anderes Problem anzuwenden. Wie müsste dann der Lösungsweg angepasst werden? Durch dieses Vorgehen werden wir kreativ. Wie erarbeiten eine individuelle Lösung. Genau das ist der Punkt, den Richard Feynman meinte, als er die Leute zitierte: „Wie hat er das bloß gemacht? Er muss ein Genie sein!“
Fazit
Wie du hoffentlich erkannt hast, bietet dir eine Liste mit deinen 12 Lieblingsproblemen einen enormen Mehrwert. Diese Liste kann dein „Kompass“ sein, in einer Zeit, die von ständigen Ablenkungen durch Social Media o.ä. geprägt ist. Diese Liste führt dich zu deinen langfristigen beruflichen sowie persönlichen Zielen.
Und vielleicht sagen in einigen Jahren die Leute ja über dich: „Wie hat er das bloß gemacht? Er muss ein Genie sein!“
Welche Themen faszinieren dich? Nimm dir eine Stunde Zeit, um deine eigenen Lieblingsprobleme zu finden. Schreibe sie auf, teile sie mit mir in den Kommentaren oder nutze sie als Orientierung für dein nächstes großes Ziel.
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